Information Polysaccharid-Speicher-Myopathie (PSSM1)
PSSM1 ist eine genetisch bedingte Stoffwechselerkrankung der Muskulatur bei Pferden. Diese Veränderung ist vorwiegend bei stark bemuskelten Rassen und somit auch beim Rheinisch-Deutschen Kaltblut zu finden.
PSSM1 wird autosomal-dominant vererbt. Dies bedeutet, dass schon ein betroffenes Gen zur Erkrankung führen kann. Die genetische Veranlagung ist jedoch nicht mit dem Auftreten von Symptomen gleich zu setzen. Die Praxis zeigt, dass Träger des Gens meistens frei von gesundheitlichen Problemen sind.
Typische Symptome:
Die ersten Anzeichen treten häufig schleichend und nach der Arbeit auf. Sie ähneln dem Kreuzverschlag und zeigen sich durch steifes Gangbild, Teilnahmslosigkeit, Appetitlosigkeit, vermehrtes Schwitzen, Muskelschwund, leichtes Zittern, Koordinationsprobleme im Bewegungsablauf, Ausstrecken und Ausstellen der Hinterhand, unregelmäßige Lahmheiten und Einschränkungen beim Rückwärtsrichten.
Zuchteinsatz von Landbeschälern
Der gesamte Hengstbestand der Rasse Rheinisch-Deutsches Kaltblut im NRW Landgestüt wurde auf PSSM1 getestet. Die Ergebnisse sind bei jedem Hengst sowohl im Hengstverteilungsplan 2021 sowie auf der Homepage ausgewiesen. Hier wird die Bezeichnung PSSM-frei, bzw. PSSM-Anlagenträger (einfachbelastet) verwendet. Doppeltbelastete Hengste befinden sich nicht im Zuchteinsatz.
Lassen Sie Ihre Stuten Testen!
Anhand eines Gentests kann ermittelt werden, ob Ihr Stutenbestand PSSM1 frei ist, oder in welcher Form eine Belastung vorliegt. Verwendet werden kann hierfür entweder eine Blut- oder Haarprobe (mit Haarwurzel). Gegen Vorlage der Laborrechnung für die zu besamende Stute und Meldung des Ergebnisses an den zuständigen Pferdezuchtverband, kann für die anfallenden Laborkosten eine Gutschrift erteilt werden, die in voller Höhe auf das Deckgeld angerechnet wird (siehe Nutzungsordnung).
Wo können die Proben eingeschickt werden?
Laboklin (Labor für genetische Diagnostik GmbH & Co.KG)
Allgemeines
Die wertvolle Genvielfalt der Population Rheinisch-Deutsches Kaltblut ist trotz dieser Krankheit ein erhaltenswertes Gut. Ein Zuchtausschluss einfachbelasteter Tiere ohne klinische Symptomatik muss nicht zwangsläufig erfolgen. Wichtig für den Zuchteinsatz ist jedoch die Testung aller zuchtaktiven Stuten.
Eine artgerechte und an die individuellen Voraussetzungen angepasste Haltung und Fütterung kann das Risiko für den Ausbruch der Krankheit verringern bzw. den Krankheitsverlauf mildern.
Wie kann der Krankheitsverlauf positiv beeinflusst werden?
Eine angepasste Haltung und Fütterung kann einen positiven Einfluss auf den möglichen Verlauf der Erkrankung nehmen. Die bedarfsgerechte Fütterung bei einem positiv getesteten Tier ist deswegen von großer Bedeutung. Auf eine hohe Grundfuttergabe – möglichst zuckerarmes Stroh und Heu – ist unbedingt zu achten. Bei der Gabe kleiner Kraftfuttermengen liegt der Fokus auf einer kohlenhydratarmen Auswahl (z.B. Getreidefreies Müsli).
Eine Versorgung mit hochwertigen Aminosäuren unterstützt den Muskelaufbau im Allgemeinen. Diese Aminosäuren findet man in natürlichen Einzelfuttermitteln, wie z.B. Bierhefe, Leinschrot, Luzerne und Soja. Bei erhöhtem Energiebedarf können Pflanzenöle eine sinnvolle Ergänzung darstellen.
Die Fütterung von jungem, frischem Gras ist nicht empfehlenswert. Weidegang sollte grundsätzlich erst ermöglicht werden, wenn der Fruktan-Gehalt in den Gräsern durch wärmere Witterung sinkt. Bei Tieren in einem akuten Stadium der Krankheit empfiehlt es sich aus tierärztlicher Sicht, komplett auf Weidegang zu verzichten. Eine angepasste stärke- und zuckerarme Fütterung erleichtert betroffenen Pferden den Muskelstoffwechsel.
Für PSSM1 Anlagenträger ist ein Bewegungskonzept empfehlenswert. Eine leichte und kontinuierliche Arbeit hat hier ebenso wie die freie Bewegung durch eine Aktiv- oder Offenstallhaltung eine positive Auswirkung.
Was kann bei Ausbruch der Krankheit getan werden?
Bei akuten Schüben setzten Tierärzte auf die Wirkung von Entzündungshemmern mit schmerzlindernder Wirkung. Nach kurzer Boxenruhe, sollte schnellstmöglich mit kontrollierter Bewegung im Schritt begonnen werden.
Wahrscheinlichkeit des Auftretens der Genotypen:
Paaren Sie zwei PSSM1-freie Pferde mit einander an, ergibt sich folgende Erbanlage:
- 100% PSSM1-frei
Paaren Sie ein PSSM1-freies Pferd mit einem PSSM1-Anlagenträger (einfachbelastet)1 an, ergeben sich folgende Erbanlagen:
- 50% PSSM1-frei
- 50% PSSM1-Anlagenträger (einfachbelastet)
Paaren Sie ein PSSM1-freies Pferd mit einem PSSM1-Anlagenträger (doppelbelastet)2 an, ergeben sich folgende Erbanlagen:
- 100% PSSM1-Anlagenträger (einfachbelastet)
Paaren Sie einen PSSM1-Anlagenträger (einfachbelastet)1 mit einem PSSM1-Anlagenträger (doppeltbelastet)2 an, ergeben sich folgende Erbanlagen:
- 50% PSSM1-Anlagenträger (einfachbelastet)
- 50% PSSM1-Anlagenträger (doppeltbelastet)
Paaren Sie einen PSSM1-Anlagenträger (einfachbelastet)1 mit einem PSSM1-Anlagenträger (einfachbelastet)1 an, ergeben sich folgende Erbanlagen:
- 25% PSSM1-frei
- 25% PSSM1-Anlagenträger (doppeltbelastet)
- 50% PSSM1-Anlagenträger (einfachbelastet)
Paaren Sie einen PSSM1-Anlagenträger (doppeltbelastet)2 mit einem PSSM1-Anlagenträger (doppeltbelastet)2 an, ergeben sich folgende Erbanlagen:
- 100% PSSM1-Anlagenträger (doppeltbelastet)
1 heterozygot (Einfachträger) = mischerbig
2 homozygot (Doppelträger) = reinerbig